Dein Umgang mit Grenzen

Egal womit ich mich beschäftige, es endet immer wieder bei mir. Und es beginnt immer wieder bei mir. Das ist meine wohl wichtigste Erkenntnis in den letzten Jahren. Und deshalb möchte ich dir heute von etwas berichten, das sehr persönlich ist. Von dem ich aber weiß, dass es viele Menschen betrifft, die mit Kindern leben und/ oder arbeiten.

Mein wohl umfassendstes Thema ist „gelingendes Leben“. Und so sehr ich tiefer eintauche in Literatur zum Thema, in meine eigene Biografie und Persönlichkeit, in meine Werte und Wünsche, es gibt eine Sache, die mich immer wieder überrennt: es fällt mir schwer Grenzen zu setzen und sie für andere überhaupt ersichtlich zu machen. Ich ärgere mich, wenn ich jemandem im Moment der Grenzverletzung nicht selbstsicher sagen kann, dass das zu weit ging. Es ärgert mich, wenn andere über mich entscheiden (manchmal, weil ich die Entscheidung nicht treffe). Und am meisten ärgert mich, dass ich das alles zulasse. Es ärgert mich, dass ich all das weiß und dennoch nicht schaffe, mich zu schützen. Thurid Holzrichter schreibt in ihrem Buch „Ich tue mir gut – Selbstfürsorge für ErzieherInnen“, dass wir in einem ersten Schritt herausfinden müssen, welche Schätze wir in unserem Inneren haben, damit wir verstehen, wie wichtig es ist, dass wir sie schützen. Damit wir etwas schützenswertes in uns finden.


Natürlich hat jeder Mensch etwas schützenswertes. Jeder Mensch muss unbedingt respektvoll und grenzwahrend behandelt werden. Darum geht es hier heute gar nicht und das steht für mich auch absolut nicht zur Debatte. Es geht mehr um die Diskrepanz zwischen dem was ich weiß und dem was ich fühle, bzw. wie ich mich im Alltag verhalte. Ich kenne viele meiner Stärken, meine Talente und meine Ressourcen im Innen und Außen. Ich weiß, was in mir wichtig, schön und schützenswert ist. Das alles habe ich in meinem „Wissensspeicher“ abgelegt. Daran kann es also nicht liegen, wenn ich selbst und anderen immer wieder erlaube über meine Grenzen zu gehen!

Es ist mein Unterbewusstsein, das in so vielen Momenten meines Lebens die Regie übernimmt. Mittlerweile habe ich gelernt es schneller zu erkennen, mich zu regulieren und mir mit immer mehr Güte zu begegnen. Doch tatsächlich gelingt mir das nur in einem Bruchteil der Momente.

Genauer gesagt, sind es meine Bindungsmuster und emotionalen Bedürfnisse, die dafür sorgen, dass ich das zulasse. Eines meiner wichtigsten emotionalen Bedürfnisse ist die Zugehörigkeit. (Deshalb ist das Thema Verbundenheit und Beziehung so wichtig in meinem Leben.) Doch leider habe ich als Kind eine Strategie gelernt, die genau aus diesem Bedürfnis ein Verhängnis für meine Selbstfürsorge macht. Ich habe die Erfahrung machen müssen (wie leider sehr viele andere Menschen auch), dass meine Umgebung mir meine Bedürfnisse und Empfindungen abgesprochen hat. Dass ich immer wieder die Information erhalten habe, dass ich entweder nicht richtig fühle, zu viel fühle/ will oder dass ich mich zurück nehmen muss, bzw. keine Wahl bekomme und es egal ist, was ich will. Ich konnte keine gute Beziehung zu meinem Fühlen, zu meinen Bedürfnissen und meinem eigenen Wert entwickeln. Meine Strategie war es, mich anzupassen, brav zu sein und „still zu halten“, um bloß keinen Beziehungsabbruch zu erleben. Dennoch schickte mir das Leben viele Beziehungsabbrüche und mein kindlicher Verstand suchte die Verantwortung nicht in den Erwachsenen und ihrer unfähigen Art des Umgangs, sondern in meinem Verhalten. Grenzverletzungen durften nicht öffentlich werden. Ob es dabei um mein emotionales Erleben ging, meine Wertvorstellungen, mein Vertrauen oder meinen Körper. Alles musste verschwiegen werden. Heute „kämpfe“ (es ist eher eine Art Tanz) ich damit, wieder fühlen zu lernen. Damit, meine Grenzen zu kommunizieren und sie immer häufiger direkt zum Ausdruck zu bringen. Aber auch anzunehmen, wann es noch nicht gut klappt. Ich habe einen wundervollen Partner, der mir sehr in diesem Prozess hilft. Und ich werde vom Leben immer wieder auf dieses Thema hingewiesen, im Privaten wie auch im Beruflichen. Ich weiß, ich bin nicht der einzige Mensch, dem es schwer fällt, die eigenen Grenzen zu wahren. Und ich weiß, dass dieses Thema essentiell für so viele Menschen ist und dafür ein „gelingendes Leben“ zu leben.

Meine Lebensaufgabe besteht also darin, meinen Wohlfühlbereich (->„Window of Tolerance“) zu finden und zu leben und andere Menschen darin zu begleiten, dies ebenfalls immer besser zu leben. Dafür habe ich die Beziehungsblumen entwickelt, die ich dir auf meinen Kanälen in nächster Zeit näher bringen will. Dafür gebe ich Seminare auf eine sehr persönliche Art und dafür schreibe ich Blogs. Mit dem Wunsch, dass wir lernen und den nächsten Generationen dabei helfen können gar nicht erst in dieses Dilemma hineinzurutschen. Das ist mein Herzensziel, und meine persönliche und be-rufliche Reise, auf der ich dich mitnehmen möchte.

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