Dienstagsimpuls Emotionen

Gibt es eine Emotion in dir oder deinem Kind, die du nicht spüren möchtest?


Genau dieser Frage wollen wir uns in dieser Woche widmen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hatte lange Zeit Probleme mit Traurigkeit und Wut. Beides wollte ich nicht in mir spüren. Und sobald eines meiner Kinder oder mein Partner eine dieser beiden Emotionen "versprühte", wurde ich wachsam. Dann gab es endweder einen ablehnenden und/oder relativierenden Teil in mir, oder es gab "die große Verantwortungsempfindung", dass ich diese Gefühle möglichst schnell wegmachen wollte.

Zum Glück lernte ich bereits vor vielen Jahren, dass das "Weg-Machen-Wollen" die wohl blödeste Idee überhaupt ist. Für mich, meine Kinder, meinen Partner und eigentlich für uns alle auf dieser weiten Welt. Weg machen wollen bedeutet nämlich, dass ich nicht annehme, was gerade ist. Aber es ist ja da! Und es hat ein Recht gesehen und gehört zu werden. In mir, in dir, in unseren Kindern und unseren Mitmenschen. Und ich durfte erfahren, dass wenn ich es weder klein, noch groß rede, nicht weg machen will, sondern mir anschaue und anfühle, wenn ich es nicht verteufle, sondern als Teil meiner gesamten Emotionspalette anerkenne, dann wird es wie von selbst kleiner und leichter. Es überrollt mich nicht mehr. Ich habe gelernt aufmerksam, anstatt wachsam zu werden. Das war ein riesiger Shift. Wachsam suggeriert Gefahr. Aufmerksamkeit hingegen sorgt für Hinwendung. Umso mehr ich lerne, mit all meinen Gefühlen und Emotionen umzugehen, sie kurz da sein lassen kann, desto mehr kann ich meine Umgebung und vor allem meine Kinder co- regulativ und nicht anklagend darin begleiten, einen guten Umgang mit ihren Gefühlen zu etablieren. Damit sie nicht so lange davon ausgehen müssen wie ich, dass manche Gefühle ok sind und andere am besten gar nicht gefühlt werden dürfen. Und damit wir alle überhaupt die Chance erhalten Strategien zu entwickeln, die eine adäquate Ausdrucksform für alle Gefühle einschließen. Denn was uns doch oft an "Emotionsausbrüchen" so verunsichert oder verletzt, ist das "um-sich-Schlagen" in Situationen des Stresses.

Lasst uns auch hier den Kreislauf durchbrechen und einen neuen und gelingenderen Umgang mit all unseren Emotionen entwickeln. Wir alle brauchen dafür von Zeit zu Zeit ein offenes Ohr. Brauchst du eines? Dann bin ich gern für dich da!

Deshalb noch einmal die Frage vom Anfang: 

- Gibt es in dir oder deinem Kind eine Emotion, die du nicht spüren möchtest?
- Was passiert dann in deinem Körper oder in deinen Gedanken, wenn du dem begegnest? 
- Kannst du es zulassen, dieses Gefühl kurz zu erspüren? Vielleicht gelingt es dir, wenn du ihm eine Form, Farbe oder einen Namen gibst, um etwas Abstand zwischen dich und dieses Gefühl zu bekommen. Manchmal hilft es auch sehr gut, wenn du dich oder dein Kind (je nachdem, wer das Gefühl gerade hat) wie von außen betrachtest, so als wäre es nicht in jemand dir bekanntem, sondern als beträfe es eine fremde Person. 
Probier dich aus und schau, was dir hilft. Manchmal ist es auch nur gut, wenn du in einer entspannten Situation über "DEIN" Gefühl, was du nicht magst, nachdenkst und überlegst, ob du dieses Gefühl als Kind in unterschiedlichen Settings fühlen und ausleben durftest.

 

Wenn du mehr zu diesem spannenden Thema wissen willst, dann gibt es hier eine kleine Vorschau auf die kommenden Dienstagsimpulse zum Emotionsblatt unserer Beziehungsblume:

Am 10.10.2023 wird es um primäre und sekundäre Emotionen gehen.

Am 05.12.2023 wird es um das "Klavier der Emotionen" gehen.

Also, schau dann gern wieder vorbei und lies die Artikel und fühle die Impulse.


In Liebe, Katja

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