Dientagsimpuls "das Kind"
Wir haben uns nun ein Mal mit der kompletten Beziehungsblume beschäftigt: mit Wahrnehmung, unseren Gedanken und Interpretationen sowie mit unseren Emotionen. Da steckte schon ziemlich viel drin. Allein das könnte ein komplettes Coachingpaket sein, in dem ich dich innerhalb dieses Prozesses und im Umgang mit den Fragen und Impulsen begleiten könnte.
Heute geht es um das IN Beziehung SEIN mit deinem Kind. Und wir bleiben beim roten Faden dieser Umrundung. Wusstest du, dass sich nicht nur auf individueller Ebene die Wahrnehmung von dir und deinem Kind maßgeblich unterscheiden? Je nachdem wie alt das Kind ist, das du begleitest, funktioniert sein Gehirn anders als deines. Klar ist schon mal, dass dein Kind andere Erfahrungen und Erinnerungen sammelt, als du es getan hast. Klar ist ebenfalls, dass dein Kind ganz sicher andere Emotionen abgespeichert hat und somit auch jedes Mal wieder hervorholt, wenn eine Information in seinem Gehirn verarbeitet wird. Es ist allerdings auch so, dass die Verabeitungsprozesse im kindlichen Gehirn noch ganz anders funktionieren. So haben sie, je nach Alter, zum Beispiel sehr eigene kognitive Denkleistungen. Jean Piaget, ein schweizer Biologe und ein "Aushängeschild" der kognitiven Entwicklungspsychologie, beschäftigte sich genau damit. Er erkannte, dass Kinder im Laufe ihres Heranwachsens unterschiedliche Stufen der kognitiven Entwicklung durchlaufen. Auf jeder dieser Stufen können sie unterschiedlich komplexe Zusammenhängen verstehen. Doch unabhängig davon, wie diese Entwicklung voranschreitet, ist immer zu bedenken, dass das Kind bis hinein ins Grundschulalter unter egozentrischen Denkmustern handelt und reagiert. Du kennst das sicher, dass Kinder manchmal so wirken, als müsste uns absolut klar sein, was sie gerade denken, wie sie sich fühlen und was sie gerade wünschen. Doch selbst in der Jugendphase und bei (vor allem schüchternen) Erwachsenen gibt es eine Form von Egozentrismus. Diese äußert sich in dem Gedanken, dass andere Menschen sich immer darüber Gedanken machen, was man selbst gerade tut, denkt oder wie man aussieht. Gut an diesem Gedanken ist jedoch, dass diese "anderen" häufig im selben Egozentrismus stecken und mit ihrer eigenen Welt und den Befürchtungen, was die anderen denken könnten, beschäftigt sind.
Worauf möchte ich heute hinaus? Bei all dem, was ich in den Dienstagsimpulsen bisher mit dir geteilt habe, ist hoffentlich klar geworden, dass es weder DIE Wahrheit gibt, noch tatsächlich darüber gestritten werden kann, dass ein Mensch mehr Recht hat als ein anderer. Streiten lohnt sich nicht. Vor allem mit Kindern ist dies besonders zu beachten. Sie brauchen unsere Hilfe, um die Welt so zu verstehen, dass sie gut darin leben können und sich zu helfen wissen. Sie brauchen den Austausch mit uns darüber, wie sie die Welt verstehen können. Sie brauchen nicht unsere Antworten. Sie brauchen unsere Begleitung. Sie brauchen Erwachsene, die verstehen, dass es kein Richtig und kein Falsch gibt (mit wenigen, vor allem moralischen Ausnahmen) und dass alles eine Sache der Perspektive ist.
Also heißen die heutigen Impulse:
- Lass (nur für heute) das Streiten ums Rechthaben und darum, wer die Welt mit den "richtigen Augen" sieht.
- Nimm dir Zeit zu erforschen, wie dein Kind die Welt sieht. Sieh dich selbst als Forscher*in und entdecke die Sicht deines Kindes. Aus welcher (räumlichen) Perspektive nimmt es Räume wahr? Welche Fragen stellt es sich? Wie erklärt es sich und dir die Dinge, die draußen passieren? Stell mal Fragen, anstatt Antworten zu liefern.
Ich wünsche euch dabei unheimlich viel Freude. Glaub mir, das verbindet ungemein!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen