Manchmal ist es komisch im Leben. Da gibt es diese Momente, in denen es scheinbar ganz leicht funktioniert meine Kinder zu begleiten, fast ohne Energieverlust. Das sind Momente, in denen es mir richtig gut geht, in denen ich das Gefühl von Kraft und Stabilität habe. Da ist es wirklich leicht mit ihnen in Verbindung zu sein und ihre Energie zu tragen. Und dann gibt es immer wieder auch die Momente oder Phasen, in denen es so kräftezehrend ist, die Geduld Mangelware und ich echt mal Pause bräuchte. Dann bin ich selbst so fertig, erschöpft oder mit meinen Gedanken meilenweit entfernt. Aber da gibt es dann keinen Raum für Pause. Da gibt es Kinder, die mich brauchen (oder es zumindest glauben). Und diese Kinder sind dann meist leider auch voll mit Geschichten und herausfordernden Situationen im Leben. Was meine Energie fast zum Erliegen bringt. Dann fühlt sich Mamasein irgendwie nicht so prickelnd an. In diesen Momenten merke ich zum Glück immer schneller, dass ich gefragt bin, mich selbst zu regulieren und zu schauen, was der beste Weg für uns drei gerade sein könnte. Brauche ich erstmal tatsächlich eine Pause? Ist das Bedürfnis von Kind 1 gerade brennender und kann ich mich darauf konzentrieren? Kind 2 kommt dann reingeplatzt und will unbedingt noch zocken, obwohl die vereinbarte Zeit vorüber ist und mein Nein prallt an einem "Boah, du bist echt fies!" ab. Durchatmen! In mich hineinspüren. Ich brauche erst eine kurze Pause. Ich frage Kind 1, ob wir uns in 15 Minuten im Wohnzimmer treffen wollen, um zu reden. Ich erkläre, dass ich dringend kurz durchatmen muss, um mich auf ihr Anliegen konzentrieren zu können. Sie kann in dieser Zeit richtig Zuhause ankommen und überlegen, was sie genau mit mir besprechen möchte. Mittlerweile weiß sie, dass meine Bitte um eine kurze Verschnaufpause keine Ablehnung ist, sondern tatsächlich dafür sorgt, dass sie dann meine Aufmerksamkeit bekommt. Das ist ihr wichtiger, als direkt loszusprudeln. Kind 2 ist schmollend in seinem Zimmer. Da alles ruhig ist gehe ich davon aus, dass ich nicht mit ihm reden muss. Schließlich kann ich damit leben, dass er gerade sauer und enttäuscht ist, weil ich die vorab vereinbarte Regel einhalte. Ich mache mir also einen Kaffee und setze mich auf den Balkon in die Sonne. Atmen, Augen schließen und kurz daran denken, was ich heute erlebt habe und was mir davon gelungen ist. Klar könnte ich jetzt wieder über die blöde Nachricht von der Arbeit nachdenken, doch das hilft mir gerade nicht weiter. Also Fokus aufs Gelingen. Schließlich brauche ich Kraft für die Stunden bis ich ins Bett fallen darf! Ich spüre, wie mein Atem langsamer und tiefer wird und entspanne bewusst meine Schultern. Nach 10 Minuten wechsel ich wieder in mein Tagbewusstsein und stelle mich mental darauf ein, was heute noch auf dem Plan steht und dass ich gleich mit meiner Tochter spreche. Wir treffen uns auf dem Sofa, ich lächle sie an und freue mich, dass sie so viel Vertrauen in unsere Beziehung hat, dass sie mir von ihrem Tag erzählt. Wir reden, schauen uns dabei an, ich stelle Fragen, um mehr zu erfahren und sie spürt mein ehrliches Interesse. Nebenher suchen sich unsere Hände oder ich nehme sie in den Arm, wenn sie das braucht. Wir überlegen gemeinsam, wie die vertrackte Situation sich weiterentwickeln könnte und was sie tun kann, dass es für sie möglichst gut ausgeht. Sie entspannt sich immer mehr. Wir bedanken uns beieinander, konnten wieder etwas voneinander lernen und miteinander in Beziehung gehen. Kind 2 kommt angeschlurft, immernoch etwas grummelig. Ich bitte ihn zu mir und Kind 1 lächelt mich an und geht aufrecht davon. Wie erwachsen sie manchmal schon wirkt. Kind 2 ist noch nicht so weit sich in meinen Arm zu kuscheln. Das ist ok. "Du siehst grummelig aus. Bist du enttäuscht?", frage ich ihn. Er schaut mich an und da sind wir im Kontakt. Er findet meine Entscheidung doof, weil alle anderen viel länger spielen dürfen als er. Ich entgegne, dass das sein kann, aber wir Gründe für unsere verabredeten Spielzeiten haben. Ich könnte ihm natürlich mehr Zeit geben und hätte so auch mehr Zeit, um alles in Ruhe zu machen, was noch auf meiner Liste steht. Aber ich habe die Kraft zu unserer Verabredung zu stehen. Manchmal habe ich sie nicht und dann ist das auch ok, so lange ich mich auch damit gut fühle und er entspannt bleiben kann. Stattdessen biete ich ihm an, wenn ihm arg langweilig ist, dann könnte er mir helfen, das Abendessen zu kochen. Mal hat er dazu Lust und mal nicht. Auch das ist ok. Er kuschelt sich an mich. Dann rutscht er wieder weg, so als hätte er vergessen, dass ich immer noch bei meinem Nein stehe. "Können wir dann nach dem Essen raus gehen und noch Ball spielen?", fragt er schon etwas fröhlicher. Klaro! Lust hat er trotzdem nicht. Nicht zu helfen und nicht aufs Computer spielen zu verzichten. Er überlegt. "Ok!", ich bekomme einen schnellen Kuss auf die Stirn und dann ist er weg. Und ich weiß wieder, dass ich ihm keinen Gefallen tue, wenn ich immer anders reagiere, als wir es verabredet haben und dass er damit klarkommt, nicht immer zu bekommen, was er will. Wir haben Verabredungen und so wie er will, dass ich mich an meine halte, so erwarte ich das von ihm. Da muss ich manchmal seinen Frsut aushalten. Das fällt mir nicht immer leicht.
Ich sitze wieder allein auf dem Sofa und spüre: meine Klarheit, Ruhe und Aufmerksamkeit tragen dazu bei, dass ich die Kraft habe diese Anliegen meiner Kinder mit mehr Entspannung und in einem guten Rahmen zu klären. Ohne Hast, ohne Gerangel, ohne Gemecker. Das klappt nicht immer. Und nicht immer habe ich diese 15 Minuten Pause vorab, sondern werde sofort in ihre Welten gezogen, teilweise parallel. Dann schwirrt mir der Kopf und ich denke, dass ich am liebsten losrennen will und mich eine Zeitlang nur um meine Anliegen kümmern möchte. Es gelingt mir dann nicht so gut, mich zu regulieren und super fair zu bleiben. Manchmal werde ich wütend (auf mich oder das Verhalten der Kinder), manchmal bin ich unfair und super launisch. Aber insgesamt haben wir gute Wege gefunden miteinander klar zu kommen. Dem anderen seinen Raum zuzugestehen oder ihn für uns einzufordern. Manchmal fange ich mittendrin an zu lachen und sage, dass wir jetzt dringend etwas machen müssen, was uns wieder Freude bereitet.
An dem, was das Leben uns bringt, kann ich manchmal nur wenig ändern. Vor allem nicht bevor wir reden. Aber ich weiß, dass die Art und Weise, wie ich drauf bin und mich fühle immensen Einfluss darauf hat, wie ich auf die Kinder eingehen kann. Nun sind meine Kinder schon etwas größer und verstehen sehr gut, dass ich manchmal erst etwas für mich tun muss, um für sie da zu sein. Das macht es deutlich leichter.
Aber genau darum geht es. Nur wenn ich Kapazitäten habe, kann ich einen erfahrbaren Beziehungsraum für meine Kinder öffnen. Und für diese Kapazitäten muss ich Verantwortung übernehmen. Das ist meine Aufgabe als erwachsene Begleitperson. Umso klarer und entspannter ich bin, desto leichter fällt es den Kindern sich in dieser Atmosphäre zu regulieren und selbst auch mehr Ruhe und Klarheit zu entwickeln. Dann kriegen wir (fast) alles geklärt. Aber dazu gehört eben auch, dass ich auf meine Grenzen achte. Das darf ich immer mehr lernen. Auch damit sie das für sich lernen können!
Liebe Grüße, Katja und die Rasselbande
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