Manchmal kommt die Schuld

 Ich spüre immer wieder diese Schuld in mir. Diese Schuld, all das zu wissen, was ich schon so lange weiß und doch nicht verhindert zu haben, dass meine Kinder manchmal ein Selbstwertproblem haben. Diese Schuld, die mich blind macht für die Dinge, die ich besser mache als meine Mutter. Die mir das Vertrauen in meine Kinder und ihren Weg nimmt. Die mich traurig, verletzt und quasi machtlos und unter Tränen ausspuckt. Diese Schuld, die alle Verantwortung auf meine Schultern zieht. Die mich müde und erschöpft zurück lässt. Die all unsere Stärken ausradiert, als wären sie nicht da. Diese Schuld, die in so vielen Einzelsequenzen vor meinem inneren Auge diese blöden Momente mit meinen Kindern abspielt, in denen ich nicht nach meinen Werten gehandelt habe. Weder aus Liebe zu meinen Kindern, noch aus Liebe zu mir. In diesen Momenten, wo die Schuld kommt und mein Leben und meine Wahrnehmung überspült, ist es gut jemanden zum Reden zu haben. Jemanden, der mir hilft zu erkennen, was gut an uns ist. Doch manchmal ist da niemand. Und manchmal reicht das nicht und ich wende mich nach Innen und erlebe mein inneres Team. Dann ist es für mich wichtig meinem inneren Kritiker die "Filmrolle" wegzunehmen, damit er mir diese gefärbten Bilder nicht mehr vorhalten kann. Damit er meinem Schattenkind nicht mehr diese Schuld vorhalten kann. Er tut das nicht aus Boshaftigkeit. Er hat gelernt, mich damit anzutreiben, Fehler zu vermeiden, immer besser und bewusster zu sein. Er möchte mich schützen. Und das ist im Grunde gut. Er hat nur leider einen, für mich und mein Schattenkind, schmerzhaften Antreiber gewählt. Denn die Angst vor Fehlern kennt er so gut. Das ist für ihn ein vertrautes Revier. Darin kennt er sich gut aus. Das hat immer funktioniert. Ich lege ihm die Hand auf die Schulter. Sage ihm, er soll die Filmrolle anhalten. Gemeinsam legen wir eine andere ein. Eine auf der wir all die gelingenden Momente sehen, die so viel öfter passieren, als die doofen. Ich bedanke mich bei ihm und wende mich dem kleinen Mädchen von damals zu. Gehe neben ihm auf die Knie und nehme es fest in den Arm. Ich erkenne, dass diese tiefe Schuld, die Ängste und die Trauer von ihr ausgehen. Ich halte sie und versichere ihr, dass wir heute in Sicherheit sind und dass wir diese Schuld nicht tragen. Damals nicht und heute nicht. Und dass ich die Verantwortung übernehme. Aber noch so viele andere Menschen Einfluss auf die Kinder haben. Dass wir zu jeder Zeit unser Bestes geben. Und dass wir gemeinsam so viel um Meilen besser machen, als wir es selbst erlebt und bewertet haben. Langsam beginnt sie sich zu entspannen. "Ich bin für dich da mein Schatz. Ich passe auf dich und die Kinder auf und ich verspreche jeden Tag mein Bestes zu geben, aber aus Liebe und für die Beziehung, nicht aus Angst. Diese Schuld gehört nicht zu uns. Und sie gehört nicht zu den Kindern." Ich atme tief und schaue in die Sonne. Wir kriegen das hin! Ich bin da!





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